Akustik-Kids in Berlin

Akustik-Kids vom 14.-17.1.2010 in Berlin
 

Dörpener Schüler lassen aufhorchen

gs Dörpen/Berlin.
Casting, Songs einstudieren und zur CD-Aufnahme ab ins Tonstudio: Was sich liest wie der Siegeszug eines Kandidaten bei „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) im Zeitraffer, haben fünf Schüler der Realschule und eine Schülerin des Gymnasiums Dörpen erlebt. Im Gegensatz zu den DSDS-Bewerbern ging es ihnen allerdings weder um den Sprung ins Rampenlicht noch in die Musik-Charts. Dennoch haben sie eine eigene CD produziert – und das innerhalb von nur vier Tagen.
 
 Akustik-Kids mit CD
 
Die Schüler haben an „Akustik-Kids“, einem Projekt des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV), in Berlin teilgenommen. Ziel war es, sehende und blinde Schüler gemeinsam eigene Liedtexte entwickeln zu lassen und diese mit Melodie und Rhythmus zu unterlegen. Herausgekommen sind vier Songs, die aufhorchen lassen. Während beispielsweise das „Berlin-Lied“ rockig daherkommt, versprüht „Eine neue Stadt“ durchaus Wortwitz. Insbesondere die Pointe um einen Nachbarn namens Krause ist gelungen.
 
Doch damit nicht genug: Ein Kamerateam hat die Arbeit der Schüler mit den professionellen Musikern Cornelius Schlicke und Charlene Florencio dos Santos aufgezeichnet. Der Film wird anlässlich der Verleihung des 8. Deutschen Hörfilmpreises am 23. März in Berlin präsentiert. Anlass für das Projekt ist das zehnjährige Bestehen der Deutschen Blindenstiftung in diesem Jahr.
 
Den Kontakt zwischen Schulzentrum Dörpen und DBSV stellte Nicole Barenkamp her. Die 27-Jährige ist eine ehemalige Schülerin des Schulzentrums und arbeitet als Jugendreferentin für den DBSV. Eine ihrer früheren Lehrerinnen war Marlies Runde.
 
Die Pädagogin, die nach wie vor am Schulzentrum tätig ist, hat nun das Projekt zusammen mit dem DBSV-Sozialreferenten Reiner Delgado betreut. Runde berichtet, dass die Schüler der Klasse 8R1 von der Idee begeistert gewesen seien. Allerdings war die Teilnehmerzahl auf fünf sehende und fünf blinde Schüler begrenzt. Also wurde ein Gesangswettbewerb organisiert. Und bei diesem Casting lösten Jasmin Ambraß, Lena Jansen, Kira Grüger, Jannis Meyering und Lukas Heiringhoff die Fahrkarte nach Berlin.
 
Dort lernte das Quintett seine fünf blinden Mitstreiter kennen, die vom DBSV per Losverfahren aus ganz Deutschland ausgewählt worden waren. Die Wahl fiel auf Schüler aus Sande, Delmenhorst, Wolfenbüttel, Oberhaching und – Dörpen. Mit Christin Dickmann, die zurzeit die siebte Klasse am Gymnasium Dörpen besucht, nahm damit eine sechste Schülerin aus der Samtgemeinde an dem Projekt teil.
 
Die viertägige Hauptstadt-Tour war eingebettet in ein Rahmenprogramm mit Stadtrundfahrt und Reichstagsbesuch inklusive einer Stippvisite im Plenarsaal. Im Mittelpunkt stand jedoch die Projektarbeit. Dafür haben die Schüler nicht nur selbst getextet und gesungen, sondern wie Lena Jansen auch Flöte gespielt. Jasmin Ambraß berichtet, dass das Texten gar nicht so einfach war. „Wir haben erst ganze Sätze in Reimform aufgeschrieben“, sagt sie. Jannis Meyering ergänzt, dass die Musiker dann bei der Komposition von Text und Melodie geholfen hätten.
 
Marlies Runde lobt neben den musikalischen Leistungen das harmonische Miteinander zwischen Blinden und Sehenden. Auch Bernd Schwarz, Leiter des Schulzentrums Dörpen, hebt in seiner Bewertung des Projekts insbesondere dessen „soziale Stärke“ hervor. „Auch das ist es, was Schule ausmacht“, sagt Schwarz.